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Wie wir anfangen, ungezähmt und frei zu leben

Darum geht es in Glennon Doyles Buch “Ungezähmt, einem meiner absoluten Lieblingsbücher der letzten Monate.

Verzweifelte Frau mit Teetasse im Bett
Janna
June 14, 2022

Wie wir anfangen, ungezähmt und frei zu leben

Darum geht es in Glennon Doyles Buch “Ungezähmt”, einem meiner absoluten Lieblingsbücher der letzten Monate.

“Wenn eine Frau endlich begreift, dass es unmöglich ist, die Welt zufriedenzustellen, hat sie endlich die Freiheit, zu lernen, sich selbst zufriedenzustellen.” - Glennon Doyle.

Die New-York-Times Bestseller Autorin und dreifache Mutter Glennon Doyle erzählt im Buch, wie sie gelernt hat, endlich auf sich selbst zu hören. Aufgehört hat, gefallen zu wollen.

Seit ihrem 10. Lebensjahr hat sie versucht, alles richtig zu machen, gut zu sein.

"Als ich lernte zu gefallen, kam ich mir selbst abhanden.” - fasst sie es zusammen.

Bis sie sich eines Tages in eine Frau, die ehemalige Profifußballerin, Abby Wambach verliebt. Sie lernt, nicht mehr andere, sondern sich selbst glücklich zu machen.

Wir müssen es niemandem recht machen, außer uns selbst

Warum finden wir Frauen es ehrenwert, uns selbst aufzugeben?

Viel zu oft versuchen wir, es anderen recht zu machen, jegliche Erwartungen, die unser Umfeld oder die Gesellschaft an uns hat zu erfüllen. Wir sind gute Töchter, brave Schülerinnen, vorbildliche Mütter, gute Ehefrauen. Wir glauben, genau dann, wenn wir es anderen recht machen, wenn wir versuchen alles richtig zu machen, werden wir dafür irgendwann belohnt. Wenn wir nur weiter fleißig alles so machen, wie es von uns erwartet wird, dann führt uns das zum Glück.

Glennon selbst erzählt, wie sie der ewige Wunsch, immer gefallen zu wollen, immer alles richtig zu machen, sehr früh in eine Bulimie und später in eine Alkoholabhängigkeit geführt hat.

Im Buch geht sie auf einige Beispiele ein, wie unsere Gesellschaft uns das Gefühl gibt, Pflichten erfüllen zu müssen. Anstatt einfach frei genau das zu tun, was wir wollen.

Warum sind beispielsweise Duschgel Flaschen für Jungs voll von Aufforderungen wie: Sei tapfer, brutal und unverletzlich. Während die Flaschen für Mädchen ihnen das Gefühl geben, um eine Frau zu sein, müssen sie schlank, passiv und begehrenswert sein. Verführerisch, duftend, zart, rein, leuchtend, sanft sind einige der Adjektive, die Glennon der Flasche ihrer Tochter entnimmt.

Wenn wir versuchen, jegliche Erwartungen, die uns von extern auferlegt sind, auszublenden. Wie wollen wir dann wirklich sein?

Die Antwort darauf kann uns niemand geben, außer wir selbst. Glennon hat für sich entdeckt, dass ihr Ziel im Leben ist, frei zu sein. Nicht mehr angenehm, bequem, passiv oder Erwartungen entsprechend. Sie will frei sein, auch wenn das heißt, hier und da anzuecken oder kritisiert zu werden, wenn sie sich selbst dabei treu bleibt, ist es das allemal wert.

Glennon (rechts) und ihre Frau Abby Wambach
Bildquelle: The Times

Ist die Aufgabe nicht, glücklich zu sein?

“Ich dachte, die Aufgabe lautete, mich glücklich zu fühlen. Ich dachte, Glück wäre dazu da, gefühlt zu werden, und Schmerz wäre dazu da, behoben und betäubt und umgangen und versteckt und verdrängt und ignoriert zu werden. Ich dachte, wenn das Leben schwer wurde, läge es daran, dass ich etwas falsch gemacht hatte.” - Glennon Doyle

Kommt Dir dieser Gedankengang bekannt vor? Hast Du Dir auch schonmal Vorwürfe dafür gemacht, dass Du gerade nicht glücklich bist? Ich finde es einen beruhigenden Gedanken, dass es nicht an mir liegt, wenn ich mal nicht glücklich bin.

Ähnliches gilt auch für andere Gefühle. Wir Frauen sind gut darin, uns zu kritisieren. Sogar für Emotionen und Gefühle. Ich ertappe mich selbst immer wieder dabei, mich zu fragen “Darf ich das denken?”. Na klar dürfen wir. Keine Emotion, kein Gefühl, das wir haben, kann falsch sein. Meistens können wir sie nicht einmal steuern.

«Ich bin richtig. Was ich fühle, was ich will, was ich weiß. Das ist alles richtig.» - Glennon Doyle

Wie fühlt es sich an, wenn Du Dir erlaubst, alles zu fühlen? Wenn Du Dich für keinen Deiner Gedanken mehr verurteilst. Glennon dreht den Spieß sogar um: Was, wenn wir stolz darauf sind, auch den etwas härteren Emotionen Raum zu geben. Wenn es ein Zeichen von Stärke ist, solche Gefühlen in unserem Leben zu akzeptieren. “Fühle alles!” - so Glennon.

Das Leben ist manchmal hart, aber wir können harte Dinge tun

“Das wahrhaftigste, schönste Leben verspricht niemals, ein leichtes zu sein. Wir müssen uns von der Lüge verabschieden, es hätte leicht zu sein.” - Glennon Doyle

Du bist stark. Wenn es gerade hart ist, dann liegt es nicht an Dir, es liegt daran, dass das Leben eben manchmal schwer ist.

Glennon selbst erzählt von einigen ihrer Schicksalsschläge: Verluste, Süchte, Depressionen, Angstzustände. Obwohl einige dieser Zeiten sie beinahe umgebracht haben, bezeichnet sie diese als ihre Superkräfte.

In jedem von uns schlummern ein paar harte Teile unseres Lebens. Viel zu häufig versuchen wir, sie zu verstecken. Denken vielleicht sogar, dass wir Schuld daran sind. Aber genau diese harten Momente machen uns zu dem was wir sind. Und fast immer, wenn wir das Harte aushalten, dann wartet eine Belohnung.

Weiche dem Schmerz nicht aus.

“Weiche dem Schmerz nicht aus. Werden braucht Entwicklung. Und wir sind hier, um zu werden.” - Glennon Doyle

Glennon bezeichnet Schmerz sogar als magisch. “Ich weiß, wenn Schmerz und Warten da sind, ist Wachstum schon auf dem Weg.”

Ich denke uns allen schießen bei diesem Satz direkt ein paar Beispiele in den Kopf. Harte Phasen, an denen wir gewachsen sind, an denen wir vielleicht im Nachhinein sogar die positiven Dinge sehen.

Natürlich hoffen wir alle, dass Schmerz schnell vergeht, dabei ertappe auch ich mich immer wieder. Aber genau dann, wenn wir den Schmerz aussitzen, dann werden wir, dann wachsen wir.

Ein Teil davon ist es auch, den Schmerz anzunehmen. Wir dürfen uns nicht die Schuld für den Schmerz geben, aber wenn wir akzeptieren, dass das Leben genau dann wahrhaftig ist, wenn wir alles was dazugehört erleben, können wir die Chance zum Wachsen nutzen.

“Anstatt uns zu fragen, was richtig und was falsch ist, müssen wir uns die Frage stellen: Was ist wahrhaftig und schön? Das wahrhaftigste, schönste Leben verspricht niemals, ein leichtes zu sein. Wir müssen uns von der Lüge verabschieden, es hätte leicht zu sein.” - Glennon Doyle

Höre auf Dich und vertraue Dir selbst.

Es gehört Mut dazu, auf sich selbst zu hören, sich für das wahrhaftige Leben zu entscheiden, seinen Wünschen zu vertrauen. Ausreden, warum wir es genau heute wieder anderen Leuten recht machen müssen und nicht auf uns achten können, sind schnell gefunden. Manchmal gehört es dazu, andere im Stich zu lassen, um sich selbst glücklich zu machen.

Glennon erzählt von ihrer Angst davor, was wohl passieren würde, wenn sie sich selbst nicht mehr einschränken, kontrollieren oder für andere aufgeben würde. Sie spricht von ihrer Angst vor ihren eigenen Wünschen. Was, wenn das Verlangen, das sie hat, falsch ist, und sie dann einem falschen Verlangen nachgeht? Alkohol zum Beispiel.

Sie hat erkannt, dass Alkohol nie ihr wirkliches Verlangen war. Sie hat erkannt, dass hinter jedem Verlangen tiefe Sehnsüchte stecken, die wahrhaftig und schön sind. Die wir uns erlauben dürfen. Diesen Sehnsüchten müssen wir folgen.

Sich selbst zu lieben, heißt also, aufzuhören, sich zu kontrollieren. Du darfst Dir vertrauen, Du bist gut.

Wir können uns selbst entweder kontrollieren oder lieben, beides geht nicht. Liebe ist das Gegenteil von Kontrolle. Liebe verlangt Vertrauen. - Glennon Doyle

Ich bin. Ich bin. Ich bin.

Glennon schließt ihr Buch ab, mit einer Reihe Fragen, die wir so oft hören, die uns in Rollen stecken wollen. Bist Du glücklich? Bist Du traurig? Bist Du oberflächlich? Bist Du schlau? Bist Du lesbisch?

Ihre Antwort auf all diese Fragen ist: Ich bin. Ich bin. Ich bin.

Mein persönliches Fazit

Ich war überrascht, wie oft ich mich selbst, meine Freundinnen, meine Mutter, Tanten, Omas in dem Buch erkannt habe. Egal welchen Alters, das Buch macht Spaß, Mut und schenkt Freiheit.

Mach’ Dich selbst zur Priorität! Genau das wollen wir mit femfeel erreichen, dass wir Frauen uns öfter wieder die Zeit nehmen nur an uns zu denken. Glennon spricht uns dabei genau aus dem Herzen.

Ein zweiter Gedanke von Glennon ist mir, seit ich das Buch gelesen habe, sehr oft wieder in den Kopf gekommen. Und zwar, dass die Aufgabe des Lebens nicht ist, glücklich zu sein. Dass man nichts falsch macht, wenn es manchmal kurz wehtut und dass alle Gefühle Teil des Lebens sind, und das auch gut so ist. Ich finde das eine sehr schöne Sicht auf verschiedenste Phasen, Hürden und Gefühle, die das Leben so mit sich bringt.

“Gefühle sind dazu da, gefühlt zu werden. Alle. Auch die harten. Das Geheimnis lautet, du machst alles richtig, und es richtig zu machen, tut manchmal weh.” Glennon Doyle.

"Creativity is contagious, pass it on" - Albert Einstein